Was ist systemische Aufstellungsarbeit?
Die systemische Aufstellungsarbeit umfasst das (klassische) Familienstellen als auch Struktur-/Organisationsaufstellungen sowie die Kombination beider Formen.
Beim Aufstellen geht es darum, ein Anliegen jeglicher Art (gesundheitliches Problem, belastendes Muster, Konflikt in einer Beziehung, unklare Entscheidungsfindung u. v. m.) mit der Hilfe von Stellvertretern in seiner Tiefe sichtbar zu machen und mittels der sich durch die Stellvertreter offenbarenden Dynamik sowie dem therapeutischen Einwirken des Aufstellungsleiters in eine Lösung = Ordnung zu bringen.
Wie läuft eine Aufstellung ab?
Meist finden Aufstellungen in der Gruppe statt, wobei der Klient zunächt sein Anliegen schildert und auf Nachfrage des Aufstellungsleiters auch Informationen zu seiner eigenen Biographie sowie zu seinen Vorfahren gibt, also beispielsweise seinen Platz in der Geschwisterfolge benennt, die Geburtsjahre der Eltern und Großeltern sowie wichtige Ereignisse im Familiensystem, v. a. Schicksalsschläge,.
Anhand all dieser Informationen legt der Aufstellungsleiter die einzelnen aufzustellenden Aspekte bzw. Elemente fest. Dabei handelt es sich meist um die Person des Klienten selbst und je nach Thema um seine Eltern, Großeltern oder seine aktuelle Familie oder – z. B. bei Strukturaufstellungen – das Symptom bzw. die Krankheit, das betroffene Organ, das “Thema dahinter” oder auch Ziele, Blockaden …
Dazu wählt der Klient zunächst für jeden Aspekt eine konkrete Person unter den Anwesenden aus, welche sich als Stellvertreter zur Verfügung stellt. Diese Person führt der Klient dann entsprechend seines inneren Bildes in den Raum.
Der Stellvertreter bleibt nun erst einmal stehen und fühlt sich in seine Rolle ein, spürt, wie es ihm körperlich geht, was er im Außen wahrnimmt, ob sich etwas verändert, wenn ein anderer Stellvertreter hinzukommt usw. Erstaunlicherweise ist der (geübte) Stellvertreter in der Lage, sehr genau zu fühlen und auch auszudrücken, wie sich der von ihm vertretene Aspekt in der Tiefe darstellt. Auch haben die Stellvertreter u. U. sehr genaue Impulse, sich in einer bestimmten Art oder in eine bestimmte Richtung zu bewegen oder etwas zu sagen. Ebenso reagieren die Stellvertreter auf bestimmte Aussagen, gehen in Resonanz mit bestimmten Dingen, fangen ggf. an zu weinen, spüren körperliche Symptome, nehmen Zwangshaltungen ein und vieles mehr.
Der Aufstellungsleiter begleitet alle Vorgänge einfühlsam, fragt die Stellverterter ab, wie es ihnen geht, und erklärt aufgedeckte Zusammenhänge. Wenn es erforderlich ist, stellt er weitere Aspekte dazu oder macht Vorschläge für die Kontaktaufnahme sowie konkrete Dialoge zwischen einzelnen Stellvertretern.
Ziel ist, die natürliche Ordnung des Systems wiederherzustellen. Dazu ist es notwendig, dass alle, die zum System gehören, gesehen und geachtet werden, ihren eigentlichen Platz im System einnehmen und von anderen übernommene Lasten und traumatische Erfahrungen zu denen “zurückzugeben”, zu denen sie gehören, die sie wirklich erlebt haben.
Zu Beginn einer Aufstellung ist es häufig so, dass überhaupt nicht klar ist, wer alles zum System gehört und wer was erlebt hat. Das offenbart sich meist erst Schritt für Schritt während der Aufstellung durch die Wahrnehmung und die Reaktionen der Stellvertreter. So sind es beispielweise fehlgeborene oder abgetriebene Kinder, die bisher nicht gesehen und geachtet wurden, ebenso im Krieg Umgekommene oder Kinder von einem Partner, welcher der Familie verheimlicht wurde. Die das Familiensystem noch beeinflussenden Traumata sind oft ebenso unbekannt, weil sie z. B. als Familiengeheimnis gehütet oder beschönigt wurden.
Um die Ordnung wieder herzustellen, ist es unabdingbar, diese Ereignisse sichtbar zu machen mit allen daran Beteiligten. Dann kann bisher Ungesagtes gesagt werden, bisher Verdrängtes gefühlt werden, dann können abgespaltene Teile wieder integriert werden und Versöhnung kann geschehen – als Voraussetzung dafür, dass es für die nächsten Generationen gut weitergehen kann.
Im gleichen Zug ist es wichtig herauszufinden, ob ein Nachkomme Lasten und Muster von einem Ahnen übernommen hat oder ob er versucht, jemand anderen im System zu ersetzen (z. B. ein abgetriebenes Geschwisterkind oder dem eigenen Elternteil die früh verstorbene Mutter). Diese Lasten gilt es in einem Ritual der Achtung wieder zurückzugeben bzw. einen falschen Platz im System mit einem bewussten Schritt heraus zu verlassen, um endlich den richtigen Platz einzunehmen.
Wenn die Ordnung schon weitgehend wiederhergestellt wurde und die Harmonisierung der einzelnen Aspekte absehbar ist, wird meist der Klient auf den Platz seines Stellvertreters geholt, damit er die Heilung selbst erleben darf mit all den neuen, veränderten, positiven Gefühlen, die sich dabei einstellen. Wenn der Klient alles gut nachvollziehen kann, vom Verstehen her genauso wie auf der emotionalen Ebene, wenn das Heilungsbild stimmig ist, dann wird die Aufstellung beendet und kann nachwirken.
Durch die Änderung der Informationen im Feld sind viele positive Veränderungen im gesamten System möglich, die meist etwas zeitverzögert eintreten. Manchmal kommt es auch zu einer Art Erstverschlimmerung, wobei sich die Lösung des aufgestellten Konfliktes in der Aufstellung ja schon gezeigt hatte, aber die persönlichen Verletzungen des Klienten von diesem noch verarbeitet werden müssen, z. B. Vernachlässigung in der Kindheit oder ein konkreter Trennungsschmerz. Ein erfahrener Aufstellungsleiter wird dem Klienten auch in dieser Phase der Trauerbewältigung zur Seite stehen.
Durch welche Techniken kann die Aufstellungsarbeit bereichert werden?
Es hat sich sehr bewährt, das Familienstellen um Elemente aus der Rückführungstherapie zu ergänzen. Das wird immer dann nötig, wenn sich ganz konkrete frühere Erlebnisse und damit zusammenhängende physische und psychische Leiden, Verstrickungen und negative Glaubenssätze abzeichnen, die ein noch näheres Hinsehen mit einer detaillierteren Umschreibung/Transformation erfordern.
Das können Erlebnisse aus der eigenen Biographie (Zeit im Mutterleib, frühe Kindheit, unbewusste Situationen wie bei einer OP unter Narkose etc.) sein oder Ereignisse aus dem Leben eines Ahnen.
Außerdem ermöglicht die Technik der Rückführung eine Lösung von Verstrickungen, die ihren Ursprung in einem sog. früheren Leben haben. Dies kann vieles sein: heutige Symptome physischer, psychischer oder mentaler Natur, die aus Erfahrungen (meist Verletzungen) in früheren Leben resultieren, auch Treueschwüre, Flüche (z. B. der Ausspruch “Und nie sollst Du glücklich sein!”) u. a.
Einige Aufstellungsleiter nutzen zusätzlich schamanische Techniken, um z. B. verlorengegangene Seelenanteile wieder zu integrieren. Im Aufstellungssetting sind auch Rituale denkbar, z. B. das Begleiten eines Verstorbenen bis zur Grenze zwischen dem Diesseits und dem Jenseits, um den Verstorbenen in den guten Händen seiner lichtvollen Ahnen und nah bei seiner Seele zu wissen.
Welche Themen eignen sich besonders für die Aufstellungsarbeit?
- jegliche Art familiärer Konflikte, z. B. gestörte Beziehung zur eigenen Mutter, zum eigenen Vater, zu Geschwistern, zur Schwiegerfamilie; sich durch die Familiengeschichte ziehendes Muster (bestimmte Erkrankungen, Ereignisse in einem bestimmten Alter, bestimmte Schicksalsschläge); ungesehene Kinder (früh verstorbene Kinder, Fehlgeburten, Abtreibungen) …
- Schwierigkeiten in einer konkreten Beziehung bzw. allgemein in Beziehungen: mit der Partnerin, dem Partner; im beruflichen Kontext; im häuslichen Umfeld …
- körperliche, psychische und/oder mentale Symptome; belastende Denk-, Fühl- und Handlungsmuster
- anstehende Entscheidungen, die nicht leicht zu treffen sind
- Probleme mit Haustieren (Erkrankungen, Verhaltensauffälligkeiten u. a.)
- Fragestellungen zu Immobilien (z. B. wiederholte Komplikationen beim Bau oder der Restaurierung eines Hauses) und anderen Projekten
- Auseinandersetzungen mit Institutionen (anstehende Gerichtsverhandlungen …)
- Verstehen gesellschaftlicher bzw. globaler Phänomene (Bedeutung epidemischer Krankheiten, bestimmter gesellschaftlicher Strömungen, Hintergründe bestimmter Ereignisse, Visionäres …)
- und vieles andere mehr
Literaturempfehlungen
- Erika Schäfer: „Nachtmeerfahrt der Seele. Regressionsaufstellungen mit Kindern und Erwachsenen”
- Gunthard Weber: “Praxis des Familien-Stellens”
- Bertold Ulsamer: “Ohne Wurzeln keine Flügel. Die systemische Therapie von Bert Hellinger”
AUFSTELLUNGEN IN DER GRUPPE
Bei den Aufstellungen ist es mein Anspruch, einen Raum zu schaffen, in dem sich alles zeigen darf – ohne Verurteilung, ohne ein Richten, sondern mit Wertschätzung für jeden Aspekt des Systems. Ich wünsche mir Aufstellungen, die in die Tiefe gehen, die Zeit lassen, auch um subtilere Zusammenhänge herauszuarbeiten und zu verstehen, Aufstellungen, deren Lösungen nicht von außen, sondern von innen, von der Intelligenz des aufgestellten Systems aufgezeigt werden, Aufstellungen, die für den Klienten und auch die Stellverteter eine nachvollziehbare Logik haben. Mir ist wichtig, dass sich für jede Rolle bzw. jedes aufgestellte Element ein guter Platz innerhalb der Ordnung findet. Bedeutend ist für mich auch, dass der Klient gegen Ende der Aufstellung, wenn er selbst in seine Rolle geht, Schritt für Schritt alle wichtigen Lösungsschritte nachempfinden kann und er mit seinen ggf. hochkommenden Gefühlen gut begleitet wird, dass er das Lösungsbild in seiner Gänze gut annehmen kann.
Natürlich möchte ich auch für die Stellvertreter gut da sein, besonders für diejenigen, die zum ersten Mal als Stellvertreter fungieren: im Bestärken ihrer Wahrnehmung, mit der Ermutigung zur differenzierten Beschreibung des Wahrgenommen und auch dazu, sich zu trauen, auch eigenartige Dinge zu benennen, auzudrücken. Ebenso ist mir wichtig zu fragen, ob am Ende jeder Stellvertreter wieder gut aus der Rolle bzw. den Rollen gegangen ist, nichts Fremdes von dort mit nach Hause nimmt – nur die wertvollen Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Rolle bzw. den Rollen, die manchmal auch mit eigenen Themen resonieren.
Hier geht es zu den
Aufstellungswochenenden
und hier zu allen Infos rund um die
Aufstellungsabende
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AUFSTELLUNGEN IN DER EINZELARBEIT
Aufstellungen in der Einzelarbeit, also mit nur einem Klienten oder einer Familie, sind trotz der fehlenden Stellvertreter gut durchführbar, da man farbige Stoffe/Filze als Platzhalter für die einzelnen Rollen verwenden und der Therapeut nacheinander als Stellvertreter in die verschiedenen Rollen hineingehen und zwischendurch seiner Funktion als Aufstellungsleiter nachkommen kann.
Als ein guter Mittelweg zwischen Aufstellung in Einzelarbeit mit einem Therapeuten und der Aufstellung im Gruppensetting hat sich die Einzelarbeit mit zwei Therapeuten bzw. einem Therapeuten und einem erfahrenen Stellvertreter gezeigt. In diesen Aufstellungen wird die Dynamik oft schneller deutlich und es können Dialoge zwischen einzelnen Rollen besser stattfinden.
Gerade bei persönlichen Themen (Beziehungskonflikt, Symptome, Entscheidungsfindung) ist die Einzelarbeit eine gute Wahl. Ist jedoch bereits im Vorfeld klar, dass eine große Familienaufstellung mit vielen Rollen ansteht, empfehle ich/empfehlen wir die Teilnahme an den Aufstellungen in der Gruppe.
Für eine Aufstellung in der Einzelarbeit, die ich allein leite, berechne ich 150 € für die ersten zwei Stunden, für jede weitere Stunde + 50 €.
Aufstellungen in der Einzelarbeit mit zwei Therapeuten bzw. mit mir und einem erfahrenen Stellvertreter kosten 20 bis 30 € pro Stunde mehr.
Terminvereinbaren sind möglich via E-Mail oder Kontaktformular sowie telefonisch.
Ermäßigungen sind möglich, wenn Deine aktuelle Lebenslage die Zahlung des normalen Preises nich zulässt. Wie bereits an anderer Stelle formuliert, ist mir/ist uns wichtig, dass jeder, der sich seine Themen in der Tiefe anschauen und bearbeiten möchte, dies unabhängig von seiner finanziellen Situation in einem geschützten Rahmen tun kann.