Ein junger Mann, der kürzlich sein Studium begonnen hatte, kam zu uns mit folgendem Anliegen: Er habe nicht vorgehabt, sich gegen die Krankheit impfen zu lassen, die aktuell in aller Munde ist, doch sei er sich aktuell nicht mehr sicher, was das Beste für ihn sei. Er habe im Studium guten Kontakt zu einer Gruppe Kommilitonen, die alle geimpft seien. Aus Angst vor Ablehnung habe er das Thema in dieser Gruppe bisher gemieden und nichts von seinem Impfstatus erzählt. Außerdem fürchte er, dass er außen vor bleiben müsse, wenn Lokalitäten mit zwei-G-Regelung aufgesucht werden würden. Zusätzlich berichtete er, dass er bzgl. seiner Impfentscheidung tagesformabhängig schwanke, mal mehr Richtung pro, mal mehr Richtung contra.
Sein Anliegen war es, eine nachhaltige, von der Tagesform unabhängige Entscheidung treffen zu können, zu der er dann auch kraftvoll stehen könne.
Im Folgenden wird der Ablauf der Aufstellung sehr genau beschrieben. Für den interessierten Leser mag es am besten sein, sich in das Geschehen direkt hineinzuversetzen. Es sind nicht nur die inhaltlichen Details, die möglicherweise auch ein Stück weit verallgemeinerbar sind, welche man herauslesen kann, sondern auch bestimmte Aufstellungstechniken, die ggf. als Inspiration dienen können.
Wir wählten die Form einer klassischen Entscheidungsaufstellung und begannen mit den folgenden Elementen: Klient (K); Entscheidung „Ja, ich lasse mir den sog. Impfstoff injizieren“ (J); Entscheidung „Nein, ich lasse mir den sog. Impfstoff nicht verabreichen“ (N).
Für diese Elemente wählte der Klient neben den Stellvertretern auch farbige Filze als Platzhalter, damit die Stellvertreter zum einen aus der Rolle heraustreten und sich beraten sowie auch die Rollen wechseln können.
Zuerst platzierte er die beiden Entscheidungen (J) und (N) gegenüber voneinander in recht großem Abstand. Er sagte auch, dass (N) nicht näher an (J) sein könne. Seinen Stellvertreter stellte der Klient etwa in die Mitte zwischen beide Optionen. Der Stellvertreter von (K) wirkte sehr belastet, nahm die Entscheidungsoptionen nur ganz schwach wahr, schaute stattdessen ins Leere auf eine Gardine. Als er darauf hingewiesen wurde, dass es eine Entscheidung zu treffen gibt und dass da Entscheidungsoptionen stehen, war ihm das sehr unangenehm. Er wollte sich dem nicht stellen, nicht hinschauen. Er spürte, dass ihm die Energie von (J) vertraut war. Es tauchten wie Erinnerungen in ihm auf an eine entfremdete männliche Kraft, wie ein In-den-Krieg-ziehen, wie ein Dienen ohne Empathie, rein mechanistisch und etwas erhaben.
Wir formulierten, dass es etwas gibt, was dort in der Ferne wirkt, was wir im Hinterkopf behalten wollten. Weiter versuchten wir, ob (K) dazu gebracht werden kann, die beiden Entscheidungen anzusehen. Dazu wurde er von außen aufgefordert: „Schau bitte mal nach rechts.“ Rechts stand die Option (J), die sich groß gemacht, aufgebaut hatte und sehr eindringlich schaute. (K) tat sich sehr schwer, sich (J) zuzuwenden. Er brauchte einiges gutes Zureden. Schließlich drehte (K) seinen Kopf nach rechts, um zu bemerken, dass er von (J) wie hypnotisiert wurde und nicht mehr wegschauen konnte. Letztlich half (K) mit seinen Händen nach, seinen Kopf wieder in eine Mittelposition zu bringen. Nun war der Blick nach links zu (N) dran. Es brauchte wieder gute Zusprache, ehe (K) seinen Kopf drehte. (K) hatte ein freundlicheres Bild erwartet, doch seit seiner Begegnung mit (J) hatte sich bei (N) etwas gewandelt. Zuerst war (N) sehr traurig gewesen, wie ein Mensch, der am Verzweifeln ist, wobei der Stellvertreter später sagte, dass sich das genau wie die Mutter des Klienten angefühlt habe. Nun war diese Traurigkeit ebenfalls einem durchdringenden, kalten Blick gewichen, sodass (K) beim Hinschauen erschrak. (K) stand jetzt wie im Kreuzfeuer und äußerte sein diesbezügliches Unbehagen.
Wir beschlossen, zunächst mit der Entscheidung (N) weiterzumachen. Ab jetzt stand der Klient selbst in seiner Rolle.
In der Entscheidung (N) hatten sich mittlerweile schon zwei Aspekte gezeigt, die nicht die Entscheidung selbst waren. Zum einen war das die Mutter des Klienten, zum anderen eine Art Wesen oder Energie mit durchdringendem Blick, das die eigentliche Entscheidung nach unten drückte, verdeckte und welches auch drohend zum Ausdruck brachte: „Diese Option gibt es nicht für ihn!!!!“
Mit diesen Erkenntnissen zogen wir aus (N) die Rolle der Mutter (M) des Klienten heraus (nach rechts) und auch die Rolle dieses drohenden Wesens (W1) (nach links). Die Mutter schaute erst etwas unklar nach unten, wusste gar nicht so richtig, was los war, um dann doch Kontakt zu ihrem Sohn aufzunehmen und einen Schritt zur Seite zu machen mit den Worten: „Das ist Deine Entscheidung.“ (W1) fand es doof, dass es die Entscheidung nicht mehr verdecken konnte. Es war sauer und schaute betreten. Offenbar war es aus dem Bereich um (J) herum geschickt worden, um seine Arbeit zu tun, nämlich die Option „Nein zur Impfung“ wie nicht existent erscheinen zu lassen.
Wir checkten, ob die Rolle von (N) nun entmischt war und sich die reine Entscheidung dort spüren ließ. Dem war nicht so. Vielmehr zeigten sich in der Rolle von (N) erneut menschliche Gefühle, eine starke Traurigkeit, das Gefühl, nichts ausrichten zu können, (K) zu verlieren, zu versagen, Sätze wie: „Egal, was ich tue, es hat sowieso keinen Sinn. Ich kann nichts bewirken.“ So entmischten wir die Rolle weiter und stellten die eben beschriebenen Aspekte (A1) extra. Der Stellvertreter von (A1) schaute betreten nach unten, war unsicher. Manchmal fühlte er sich wie ein Junge, der nichts richtig macht, nicht handeln kann, manchmal war der Bezug zur Mutter größer. Als (M) irgendwann sagte: „Ja, genauso geht es mir. Es ist sowieso egal. Ich kann nichts bewirken, egal, wie sehr ich mich anstrenge.“, wurde deutlich, dass ein Teil von (A1) zu (M) gehört. Diesen Teil stellten wir extra und (M) konnten ihn zu sich nehmen. Der verbliebene Teil von (A1) war jetzt wie ein Kindanteil von (K), der aber nicht weggehen, die Mama nicht allein lassen wollte. Es bedurfte einiger Erklärungen, ehe er auf (K) zugehen konnte. U. a. sagte (M) zum Kindanteil: „Du musst mir niemanden ersetzen. Du darfst jetzt dorthin gehen, wo Du hingehörst.“ (K) war sehr erfreut, diesen Anteil zu sich zu nehmen und fühlte sich gleich ein Stück ganzer.
Die Entscheidung (N) war nun frei von Vermischungen mit menschlichen Gefühlen/Anteilen und Fremdenergien. Sie schaute freundlich zu (K) und sagte ihm auch, dass er sie noch besser sehen werden könne, wenn er sich mit der anderen Entscheidung beschäftigt habe. (W1) stand grimmig daneben, konnte aber nichts mehr ausrichten. V. a. konnte er die Interaktion von (K) mit (N) nicht verhindern.
Also wagte (K) mitsamt seinem integrierten Kindanteil nun den Blick zu (J). (J) dagegen war sehr damit beschäftigt, (W1) zu beschimpfen. „Du Idiot, warum hast Du nicht richtig gearbeitet. Du hast alles versaut …“ und so ähnlich. (W1) rechtfertigte sich und die ganze Unterhaltung wirkte sehr skurril. Schließlich bemerkte (J), dass (K) zu ihm schaute. Da wollte er dann doch die Form wahren und schaute grimmig zurück, als ob er (K) beeindrucken wolle.
Da sich aktuell nicht die reine Entscheidung (J) zeigte, zögerten wir nicht, dieses Wesen, was sich gerade offenbart hatte mit seinen Beschimpfungen gegenüber (W1), separat hinzustellen (WD). Nicht ohne Grund wählte der Klient für diese Rolle einen schwarzen Filz. Dieser wurde rechts hinter (J) platziert und zeigte sich im Folgenden als eine nicht-lichtvolle Macht.
Beim erneuten Hineinfühlen in (J) drängten sich Wahrnehmungen von Lockungen und Versprechungen auf: „Nimm mich. Ich bin gut. Mit mir kannst Du …“, gepaart mit einem verräterischem Grinsen. Auch diese Vermischung stellten wir extra, wobei der Klient für diesen Aspekt (W2) bezeichnenderweise einen weißen Filz wählte, der dann vor dem schwarzen Filz stand. (W2) wirkte wie die Handlanger von (WD), wie Ausführende, die dem Klienten die Entscheidung für die Impfung u. a. schmackhaft machen wollten.
Es folgte ein nächstes Hineinfühlen in die Entscheidung (J), was nun komische Gefühle und Empfindungen zutage brachte. Auch diese erhielten eine extra Rolle: (VFL). (VFL) machte sich groß und erhaben, nahm sich als Diener jener Macht wahr, der einfach loszieht und macht, ohne mitfühlend zu sein. Es war das Gleiche wie in der Rolle von (K) ganz am Anfang, als (K) in die Gardine stierte. Also stellten wir das dazu, was sich ganz zu Beginn gezeigt hatte (FL), wobei wir davon ausgingen, dass es sich um ein früheres Leben handelte. Es hatte eine starke Verbindung zu (VFL). Es schien, als wollte (VFL) durch (FL) den Klienten (K) zur Entscheidung (J) holen, so als sei (J) für (K) bereits festgeschrieben, unumgänglich.
(K) war jedoch recht klar. Erst hatte er den Streit zwischen (W1) und (WD) miterlebt, dann die ganzen positiven Versprechungen im Kontext mit (J) als Handlanger einer nicht-lichtvollen Macht erkannt, danach das empathielose, wie ferngesteuerte Verhalten von (VFL) gesehen. So schaute (K) zu (FL) und sagte laut und deutlich, dass er sich das anschauen und lösen wolle. Glücklicherweise zeigte sich in der Rolle von (FL) ein weiterer Aspekt (A2), welcher auf sich aufmerksam machen wollte. Er sagte leise zu (K): „Hörst Du mich? Kannst Du mich sehen? Ich bin hier noch gefangen. Kannst Du mich befreien?“
Von außen erhielt der Klient, der immer noch selbst in seiner Rolle stand, noch folgende Hinweise: Er könne sich an die göttliche Kraft wenden und für seinen noch gefangenen Anteil beten. Außerdem wurde er darauf hingewiesen, dass die brennende Kerze am Rand in Aufstellungen oft die göttliche Kraft repräsentiere.
Der Klient sagte von sich aus: „Gott wird mir helfen.“, was bei (VFL) zu schlackernden Beinen und einem Ausspruch wie „Oh Gott, nein.“ führte. Als dann der Klient auch noch die Kerze vom Boden in seine Hände nahm und (FL) direkt damit konfrontierte, war dieser sehr beeindruckt, fast sprachlos. Ohne große Mühe konnte (K) Kontakt zu (A2) aufnehmen und diesen schließlich wieder zu sich holen. (Wir gehen davon aus, dass (A2) ein Seelenanteil von (K) ist, der noch in dem früheren Leben gebunden gewesen war. ) Nun verloren (FL) als auch (VFL) ihre Macht und die Entscheidung (J) wurde nun zur reinen Entscheidung ohne Vermischung. Sie war ansprechbar, freundlich und konnte die Energien um sich herum abstreifen, eine Schritt vortreten und sagen: „Ich bin eine freie Entscheidung.“
Endlich konnte (K) seine beiden Entscheidungsoptionen klar sehen. Er prüfte sie im Folgenden sehr akribisch. Er ging von seinem Standpunkt in der Mitte aus zu Entscheidung (J), beobachtete sein Empfinden, stellte sich einmal rechts und einmal links neben (J), ging wieder zur Mitte, von dort zur Entscheidung (N), stellte sich auch neben diese, nahm Blickkontakt zu ihr auf. Interessanterweise sagte er von sich aus, dass er sich bewusst mit dem göttlichen Licht verbunden und dann beobachtet habe, was passiert, wenn er bei (J) bzw. bei (N) ist. Bei (N) sei die Verbindung zu Gott kraftvoll und unbehindert gewesen, beim Hinübergehen zu (J) sei die Verbindung zu Gott jedoch verblasst, als würde es etwas geben, was sie eintrübt.
(J) stand recht neutral neben (K) und suchte keinen Blickkontakt zu ihm. Der Stellvertreter von (J) beklagte zunehmend körperliche Beschwerden: Schwere, Schwäche, Schmerzen in den Flanken und Schmerzen im Herz, letzteres als (K) die Hand von (J) nahm und sie an sein Herz hielt, um zu spüren, wie es sich anfühlt. Als (K) neben (J) stand, schaute er zu (N) und empfand Sehnsucht dahin.
(N) fühlte sich wesentlich leichter und lächelte die ganze Zeit, egal ob (K) neben ihm oder neben (J) stand. Der Blick von (N) ging immer wieder zum Licht der brennenden Kerze. Als (K) rechts neben (N) stand, sagte (N) zu (K): „Mit mir sind Dir alle Wege offen.“ Auch (K) bemerkte, dass es sich neben (N) gut anfühle und er dann keine Sehnsucht nach (J) habe.
So war die Entscheidung gefällt, doch drängten sich gleich Fragen auf wie: „Was bedeutet das für meinen Lebensalltag? Werde ich dazu stehen können?“ So regten wir an, die Souveränität (S) des Klienten neben ihn zu stellen. Diese schaute mit großer Stimmigkeit auf (N). Der Klient selbst wechselte die Rolle und durfte sich selbst als seinen souveränen Aspekt erleben und aus dem Blickwinkel seiner Souveränität auf seine Entscheidung schauen. Schließlich wechselte er wieder in seine eigene Rolle, betrachtete seine Souveränität noch einmal ganz genau, hörte sie sagen: „Du kannst jederzeit zu mir schauen. Ich bin da.“ und nahm sie letztlich zu sich.
Zum Abschluss blieb das Gefühl, dass sich mit jeder bewussten Entscheidung neue Türen öffnen werden, selbst wenn (W1) und andere versuchen würden, weitere Steine in den impffreien Weg zu legen …